Anspruch und Wirklichkeit im Vatikan: Moral contra Menschenverachtung?
Die Anfrage:
In Kenntnis meiner offenen Briefe vom 4. bzw.
20.10.1999 an die OB-in, die Bürgermeister und die Gemeinderäte der Stadt
Heidelberg richtete eine Person aus der Politik in der Zeit zwischen dem 11.2.
und dem 21.6.2001 Anfragen mit der Bitte um eine genaue Stellungnahme jeweils an
folgende Adressaten:
S.Em.
Kardinal Dario Castrillon Hoyos,
Prefetto della Sacra Congregazione per il Clero e Presidente della ‘Commissio Ecclesia
Dei’,
und
S.Em. Kardinal Joseph Ratzinger,
Prefetto della Sacra Congregazione per la Fede,
Palazzo del Sant’Uffizio,
I-00120 Città del Vaticano, Roma;
Herrn Pater Andreas Hönisch,
Kloster Auhof,
A-3372 Blindenmarkt,
Österreich;
An das Erzbischöfliche Ordinariat,
Herrenstr. 35,
79098 Freiburg.
In dieser bei allen vier Adressaten im wesentlichen
gleich formulierten Anfrage wird vorerst erörtet, daß ein Heidelberger Bürger
(der Verfasser) mit einem begründeten Antrag „begehrt, daß die Katholische
Pfadfinderschaft Europas e.V. (KPE) vom Stadtjugendring Heidelberg e.V.
ausgeschlossen wird.“ Der Vortrag weist des weiteren folgenden Wortlaut auf:
„Der Antragsteller hat sein Begehren in zwei offenen
Briefen vom 4. bzw. 24.10.1999 an die Stadt Heidelberg begründet, siehe Anlage.
Der Antragsteller berichtet, daß seine Tochter
innerhalb der KPE in Kontakt mit einer Sekte gekommen und seit sechs Jahren
Opfer dieser ganz abgeschotteten Sekte um einen katholischen Pfarrer Xaver
Weikmann geworden sei. Unzählige Versuche seitens der Familie, Kontakt
aufzunehmen, sind in all den Jahren erfolglos geblieben.
Zur Dokumentation der Sekte wurden vom Antragsteller folgende Unterlagen zur
Verfügung gestellt:
- Auszug
aus dem Urteil des Landgerichts Freiburg/Br. vom 20.11.1996: Seiten 15-18
(AZ.: 8 0 299/95),
- AS 107 Fotokopie einer Aufnahme
der Sekte beim KPE-Lager am 25.2.1995,
- AS 129 und 131 ff. wirre Sektenschriften vom 22. und 23.5.1995,
- Protokoll
der Vernehmung des Zeugen Michael Hageböck vom 26.6.1996 vor dem Landgericht
Freiburg/Br. (AZ.: w.o.); Brief
von dem selben Michael Hageböck vom 29.9.1995, der sich auf das o.g.
Protokoll bezieht,
- Brief
von Prof. Josef Schumacher, Freiburg/Br. vom 8.2.1998 an Dr. Marco Feraudi.
Das Anliegen des Antragstellers ist schwerwiegend. Ich
möchte Sie daher höflich bitten, auf die einzelnen Punkte dieses vorliegend
dokumentierten Geschehens einzugehen, sie zu prüfen und dazu Stellung zu
nehmen.
Für Ihre Bemühungen und für Ihre geschätzte Rückantwort
bin ich Ihnen im voraus sehr dankbar.“
Die Antwort:
1. Herr Andreas Hönisch, der Gründer und Obere des
Ordens der ‚Diener Jesu und Mariens’ (‚Servi Jesu et Mariae’, SJM) sowie
der geistliche Führer der ‚Katholischen Pfadfinderschaft Europas’ (KPE),
hat auf die ihm durch dieses Schreiben vorgelegten Tatsachen wieder einmal nicht
reagiert. Dies beweist, daß Hönisch gar nichts gegen diese Tatsachen einwenden
kann, und daß er trotz seines Lippenbekenntnisses zum gelebten Christentum
nicht im geringsten daran denkt, seine gesteigerte unbedachte Herrschsucht zum
Nachteil der Jugendlichen im deutschsprachigen Raum einzugestehen.
2. Auch die übrigen drei Adressaten, drei
Kontrollinstanzen (episcopi=Aufseher), gehen auf keinen der Punkte des
dokumentierten Geschehens ein. D.h. Hönischs Vorgesetzte in Rom verzichten
vollständig darauf, Hönisch mit Argumenten in Schutz zu nehmen.
Obwohl deren Erwiderungen bloße Floskeln sind, erlauben gerade diese begründete
Schlüsse über die menschlichen Qualitäten dieser Persönlichkeiten, die äußerst
verantwortungsvolle Posten in der katholischen Kirche besetzen (deren zwei in
Rom), welche nach ihren eigener Vorgabe die höchste moralische Instanz
darstellt.
Durch ihr Schweigen geben Hönisch und seine höchsten
Vorgesetzten zu, daß gegen die dokumentierten Argumente des Antragstellers
nichts einzuwenden ist. Zu einem Umdenken und einem der Gerechtigkeit halber
ausgleichenden Handeln sind sie, die für
die eigene Machtvermehrung in Namen Christi moralisierend auftretenden, jedoch
nicht willig.
Einige Sätze der Antwortschreiben sind besonders
aufschlussreich:
- Prälat Camille Perl, Sekretär der ‚Commissio
Ecclesia Dei’, die „die Autorität des Hl. Stuhles über die SJM“ (Hönischs
Orden) ausübt, antwortet für Kardinal Castrillon Hoyos am 28.2.2001 wie folgt:
„Sie werden verstehen, daß es uns in Rom nicht möglich ist, jede Aktivität
von Mitgliedern religiöser Orden zu kontrollieren.“ Damit erklärt der Hl.
Stuhl durch Camille Perl, daß dieser nach Jahren des Versäumnisses ein
weiteres Mal angesichts der dokumentierten Fakten zu Lasten von Hönisch und
seinem Umfeld keinerlei Kontrollfunktion ausüben will.
Mit Bezug auf den öffentlich und z.T. rechtskräftig dokumentierten Sektenfall
um den Priester Xaver Weikmann in Furtwangen und Rüthen, schreibt C. Perl
weiter: „... in den (den Sektenfall) die KPE oder gar die SJM ... verwickelt
sind.“ D.h. es ist dem Hl. Stuhl der Zusammenhang zwischen KPE/SJM und der
Sekte um Xaver Weikmann nicht entgangen; gleichzeitig jedoch versäumt Kardinal
Castrillon Hoyos, Vorsitzender der ‚Ecclesia Dei’ und
der Kleruskongregation, seit Jahren, etwas zu unternehmen. Camille Perl fügt
für den Hl. Stuhl noch hinzu: „Nach dem Rechtsgrundsatz, „audiatur et
altera pars“, ist es dringend geboten, daß Sie sich direkt an P. Andreas Hönisch
(Kloster Auhof, A-3372 Blindenmarkt) wenden und um Stellungnahme bitten.“ Der
Hl. Stuhl duldet weiter in bewußter Passivität Hönischs Tun, während Hönisch
nur mit verachtendem Schweigen reagiert.
- Für Kardinal Ratzinger, den Beschützer Hönischs,
antwortet unter dem 7.4.2001 Erzbischof Tarcisio Bertone (Salesianer), Sekretär
der Glaubenkongregation: „Hierzu kann ich Ihnen nur sagen, daß dieses
Dikasterium in der vorgetragenen Angelegenheit sachlich nicht zuständig ist und
deshalb bezüglich der von Ihnen angesprochenen Elemente auch nicht Stellung
beziehen kann. Möglicherweise kann Ihnen das zuständige Erzbischöfliche
Ordinariat Freiburg weiterhelfen und nähere Auskünfte erteilen.“
- In seiner Erwiderung, einer nichts sagenden Floskel,
vom 14.8.2001 auf die gleiche Anfrage geht das Ordinariat Freiburg in der Person
von Weihbischof Prof. Dr. Paul Wehrle, Bischofvikar für Jugendpastoral, auf
keinen der Punkte ein.
Somit wird deutlich, daß Ratzinger zwar durch seine
Empfehlung von Hönisch als Apostel der deutschsprechenden Jugendlichen dessen
verheerendes Treiben
entfesselte, nun aber auf menschenverachtende Weise jede
Hilfeleistung unterläßt. Wird der Heilige Stuhl die Geister, die er
rief, nun nicht mehr los?