SEKTEN - JUGEND - KIRCHE
Religiöse Abhängigkeit und klerikalistische Macht
» 01.12.01
Z
U M
A U F T A K T
Prof.
Pater Peter Gumpel SJ [1]
zugeeiget,
der gemeinsam mit einem weiteren französischen Pater
seinen Mitbruder Pater Andreas Hönisch
Seiner Eminenz Joseph Kardinal Ratzinger
empfahl.
Die
ersten Einblicke in den „Sumpf“ (Guido Horst) der „rechtgläubigen (Ultra-)Katholiken“
eröffneten sich dem Verfasser durch deren durchweg menschenverachtendes
Verhalten angesichts eines in deren Kreisen aufgedeckten, noch immer virulenten,
allseits durch Schweigen gedeckten, zuweilen ausdrücklich geleugneten
Sektengeschehens.
Diese Kreise setzen sich aus Personen aller Bildungsschichten bis hin zu
wortgewandten, wissenschaftlich qualifizierten Gelehrten und Kirchenmännern höchster
Positionen und Verantwortung zusammen. Insbesondere die Letzteren nehmen für
sich das Recht in Anspruch, die Kirche Christi zu vertreten.
Ein
hinterlistiger „papsttreu katholischer“ Etikettenschwindel.
Ein
solches Ausmaß an geistiger Verrohung, zumal unter hochkarätigen
Intellektuellen, kannte und ahnte der Verfasser nicht. Bezüglich des von
manchen Gelehrten aktiv und von Kirchenmännern passiv favorisierten Andreas Hönisch
erzählt er, “Wie
ein Vater sich Illusionen machen konnte“.
Nach
dieser verhängnisvoll-gemeinen Täuschung zum Nachteil der Jugendlichen sieht
der Verfasser (wie alle Mitwisser) seine Aufgabe darin, über die Machenschaften
Andreas Hönisch’ (Priesters, Ordensgründers, Ordensoberen), Kardinal
Ratzingers Günstling, und seiner Helfershelfer schonungslos Aufklärung zu
betreiben.
Es ist offenkundig, daß sich der ganze Spuk auflöste, wenn Andreas Hönisch
durchschaut und öffentlich entlarvt würde. Herr Andreas Hönisch scheint unfähig
zur Einsicht, Kard. J. Ratzinger seinen Irrtum einzugestehen. Die Verantwortung
von Kardinal Ratzinger und von dessen Kollegen (der christliche Begriff „Mitbrüder“
will nicht so recht zu all diesen Details profaner Kirchenpolitik passen) ist in
diesem Geschehen enorm und offenbart die brutale Unmenschlichkeit solcher
Vermarkter persönlicher Interessen im Gewand der Sache Christi.
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„Wie sich ein Vater Illusionen machen konnte“ (verfaßt im Herbst 1996)
Der Leser des Artikels über die KPE in der BAZ vom 18./19.9.1996 wird sich fragen, wie es möglich gewesen sein kann, dass Eltern drei Töchter nacheinander einem so unverläßlichen Verein, der KPE e.V., über 10 Jahre lang anvertrauen konnten, und erst nach einem tragischen Vorfall, dem Verlust einer Tochter an eine unbarmherzige Sekte, merkten, dass die von Pater Hönisch geprägte KPE ein (nicht nur aus christlicher Sicht) höchst bedenkliches Verständnis von Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern und Mitmenschen teilt.
Über 3000 Jugendliche gehören in Deutschland der KPE an. Es ist also auch deswegen lohnend zu berichten, wie eine solche Täuschung verübt wurde, da deren Szenarium die häuslichen Wände sprengt – es reicht von der deutschen Stadt- oder Landpfarrei bis zur römischen Kurie.
Vorweg muß man wissen, daß der Vater kein bequemer Typ ist, er allem Wichtigen nicht aus Mißtrauen, sondern nur aus gewissenhafter Liebe nach Kräften auf den Grund geht.
Etwa im März 1983 fragte Herr Pfarrer Farrenkopf diese Familie, ob sie Interesse hätte, die älteren Töchter, damals 14- und 10-jährig, in die damals für die Familien der Pfarrei zu konstituierende KPE-Gruppe in St. Paul zu Heidelberg-Boxberg zu geben. Das verkündete Programm für eine in bewährtem Sinne katholische Erziehung war in ihren Methoden und Zielen schlicht katholisch. Die für diese Jugendarbeit tätigen Erwachsenen waren der Familie seit Jahren bekannt und verdienten neben dem Pfarrer Vertrauen. In dieser Zusammensetzung war nicht im Geringsten etwas Ungutes zu erahnen.
Aber der Vater war vorsichtig und holte sich in der Kurie in Rom persönlich Auskunft ein, und zwar bei einem Kardinal und einem Professor für Moraltheologie an der ‚Universitas Gregoriana’, der Hochschule der Jesuiten, zu deren Orden Pater Hönisch damals gehörte. Über diesen Pater bekam er die besten Referenzen. Der Vater war damit zuversichtlich, für die Töchter bestens gesorgt zu haben: Auf die KPE konnte man sich demnach verlassen. Die Familie dürfte und sollte sich für diese Jugendgruppe nach Kräften einsetzen .
Die heitere und spontane Atmosphäre der Heidelberger KPE-Gruppe würde mit einem nach maßvoll katholischen Regeln geführten religiösen Leben harmonieren.
Im Laufe der Jahre wurde dem Vater aber vor allem klar, daß das religiöse Wissen nicht mit der intellektuellen Altersentwicklung Schritt halte, und daß eine (für das wahre Glaubensleben tödliche) vorwiegend auf Äußerlichkeit gerichtete „Religiosität“ die zu jungen Erwachsenen heranwachsenden Jugendlichen zu befallen drohte. Pater Hönisch profilierte sich zunehmend als eine „charismatisch“ posierende Gestalt, die in aller Regel dem Gespräch – auch mit den Seinen – auswich. Der Verdacht verhärtete sich beim Vater zunehmend, in der KPE herrsche neben dem Drang zum großen Verein eher „Frömmelei“, als vom Verstand geleitete Religiösität.
Inzwischen war Pater Hönisch aus dem Jesuitenorden ausgetreten, um seinen Weg zu gehen – den des Ordensgründers und -oberen der SJM, des unantastbaren Bundeskuraten der KPE. Echte Persönlichkeiten um ihn herum waren nicht festzustellen. Pater Hönisch strebte offenbar nicht danach, ein Apostel der Jugend zu sein, sondern nahm vielmehr die Haltung eines „frömmelnden“ konsequenten Managers an.
Trotzdem gab es für Pater Hönisch immerzu einen
ausgezeichneten Leumund. Es seien aus dem Gedächtnis genannt:
Die Zeitschriften und Zeitungen „Der Fels“,
„Theologisches“ (das darauf bedacht ist,
den akademischen Standard zu halten), „Deutsche Tagespost“,
„Pur-Magazin“; des weiteren Erzbischof Johannes Dyba (+ 2000), Prof.
Friedrich Huckemann (+ 1987), Dr. Gisela Scholtissek, OStDir. Günter Walter
(Gymnasialdirektor in Frankfurt), P. Prof. Josef Schumacher [2],
Pfarrer Stockhausen (+ 1991), Prof.
Hans-Joachim Schulz, Frau Johanna Gräfin von Westphalen, die Gustav
Siewerth-Akademie, Bischof Josef Stimpfle (+ 1996), Bischof Kurt Krenn,
Commissio „Ecclesia Die“ (Sekretär Mons. Camille Perl), Dr. med. Alfred Häußler, Dr. med. Siegfried Ernst,
Kardinal Meisner u.v.a.m.
Die an Rang und Stellung imponierende Schar der Gönner von P. Hönisch
„kosmetisierte“ sozusagen die für Eltern und viele KPE-Mitglieder im
Verborgenen gehaltene KPE/SJM-Wirklichkeit.
Die Wegführung der Tochter in eine äußerst rigorose
Sekte durch eine ernannte KPE-Führerin überraschte die Eltern. Sie staunten
jedoch über alle Maßen, als sie bereits einen Tag nach dem Verschwinden der
Tochter mit einem zynischen
Desinteresse von Pfarrer Farrenkopf und Pater Hönisch an diesem tragischen Fall
und mit dem, was diese geistlichen Herren in der darauffolgenden Zeit von sich
gaben, konfrontiert wurden.
Mit eigenen Mitteln und allein mit Hilfe der ältesten Tochter und des
Schwiegersohns mußten die Eltern das Schicksal der verlorenen Tochter aufklären.
Wer dabei gelegentlich konkret und wirksam, zuweilen besonders erfolgreich
half, hatte mit der KPE nicht das Geringste zu tun.
Im Rahmen dieser ungeheueren Arbeit wurden ihnen aber auch Zusammenhänge um die
von P. Hönisch geprägte KPE erstmalig bekannt.
Den Recherchen der BAZ sind folgende Beobachtungen hinzuzufügen.
Zwischen SJM und der sehr fragwürdigen Marianischen Priesterbewegung
(MPB)
besteht eine enge Verquickung in dem Sinne, daß SJM-Priester (zuweilen Pater Hönisch
selbst) die religiösen Veranstaltungen der MPB, sog. Zönakel,
halten. Diese setzen sich zusammen aus hl . Messe, Rosenkranzgebet und
Lektüre aus einem, stets dicker werdenden sog. „blauen Buch“ mit den
kirchlich ungeprüften angeblichen „Privatoffenbarungen“ don Gobbis, der die
„charismatische“ Figur dieser Schwärmergruppe ist. Unter diesen zahlreichen
Leuten gibt es auch regelmäßige Pilger zu nicht überprüften
„Erscheinungsorten“ – man hätte nicht übersehen dürfen, daß Pater Hönisch
Medjugorje-
Schwärmer der ersten Stunde war. In „Pfadfinder Mariens“ soll sogar
angegeben worden sein, die „Seherkinder“ seien in die KPE aufgenommen
worden. An diesen Orten agiert die „little pebble“-Sekte!
Bei den Zönakeln im Gemeindezentrum Herrn Pfarrer Farrenkopfs fehlt auf dem
Tisch neben Kaffee und Kuchen die Spendenbüchse für die Pfadfinderschaft
nicht.
Neben diesen Spenden gibt es auch solche, die die vierteljährlich in großer
Auflage erscheinende Zeitschrift „Pfadfinder Mariens“ beschafft. Dies alles
sind somit Tätigkeiten, die es durch Sensationsreiz auf Spenden absehen.
Während 1986 in Heidelberg zu erfahren war, daß sich die
Katholische Pfadfinderschaft St. Michael unter Pater Prof. H.-J. Schulz, Würzburg,
aus persönlichen Gründen nach einem angeblichen Komplott gegen Pater Hönisch
von der KPE getrennt hatte, bekommt man heute von der KPE Nahestehenden der
ersten Stunde dagegen berichtet, daß beim Bundesthing im Herbst 1985 die
Abstimmung zur Einstellung der Zeitschrift „Pfadfinder Mariens“ gegen den
Willen P. Hönisch’ nur knapp scheiterte. Der Grund der Fortführung dieser
Zeitung sollte sein, „Pfadfinder Mariens“ brächte damals DM 265.000 jährlich
an Spenden ein. Die Würzburger Sezession beruhte auf dieser Differenz.
Die jährliche Fernreise P. Hönisch’ mit (70-80) KPE-lern bei minimaler
Eigenbeteilung an den Kosten, die kostspielige Musikantentätigkeit desselben,
das Immobilienvermögen usw. geben Aufschluss darüber.
Die KPE/SJM wendet sich einer Gruppe von Gläubigen zu, aus der weitere auf Spenden der „Frommen“ gründende, miteinander verflochtene Vereine ihren Lebensunterhalt holen. Es ist allen Ernstes zu fragen, ob dabei Christus das Ziel oder nur Mittel sei; denn dort, wo der Hang zum Subjektivismus besteht, kann nicht zugleich der katholische Glaube gedeihen, und dem religiösen Schwindel sind Tür und Tor geöffnet.
Nach alldem wird der ungeheuerliche Rundbrief P Hönisch’
vom März 1996 über den Sektenfall in der KPE verständlich, der in dem Satz
gipfelt: „Wir nehmen, weil wir die Freiheit des Menschen achten, in Kauf, daß
gelegentlich schlimme Irrwege entstehen können.“
Bereits im Februar 1996 schrieben die Eltern an P. Hönisch: „Wir fordern Sie
daher auf, sich über die Verantwortung der K.P.E. e.V. für dieses Schicksal im
Sinne einer Wiedergutmachung baldmöglichst zu äußern.“
Eine Antwort erhielten sie nicht.
Der Trend zu angeblichen „Marienerscheinungen“ scheint
auch bei Pfarrer Farrenkopf zuzunehmen: In seinem Gemeindezentrum wurde am
9.10.1996 über „Marienerscheinungen“ in Medjugorje berichtet –
Sensationen zur Gefährdung der Jugend, zur Irreführung aller Gläubigen.
Dies geschieht in der Legalität der Kirche. Es ist mehr als verständlich, wenn
eine langjährige Freundin dieses Sektenopfers diese Situation der Kirche mit
ihrem Kirchenaustritt quittierte.
[1] Pater Gumpel doziert an der Pontificia Universitas Gregoriana, ist in der Procura Generalizia seines Ordens tätig und Postulator im Seligsprechungsprozess Pius' XII.
[2] Im Sommer 1995 äußerte er dem Vater gegenüber seine grundsätzlichen Bedenken über die von P. Hönisch geprägte KPE. Diese Gedanken hielt er z.T. in seinem Schreiben vom 8.2.1998 fest.
01.12.01 «